Wie fühlt es sich an, blind zu sein?

Heldensteiner Drittklasskinder bekamen Besuch von Henriette Pascoe – Sie gab ihnen Tipps im Umgang mit stark sehbehinderten Menschen

Im Rahmen des Heimat- und Sachunterrichtes erhielten die Kinder der Klassen 3a und 3b hautnah Eindrücke zum Thema „Sinnesleistungen – Bedeutung des Auges und Umgang mit Menschen mit Sehbehinderung“.

Henriette Pascoe, die selbst nahezu vollständig erblindet ist und für den bayerischen Blinden-  und Sehbehindertenbund arbeitet, besuchte auf Einladung von Barbara Angerer die beiden dritten Klassen der Grundschule Heldenstein. Ziel war es, den Kindern Wissen zum Thema Blindheit und Sehbehinderung zu vermitteln und somit Berührungsängste abzubauen.

Als Henriette Pascoe in die Klasse kam, saßen alle Kinder mit verbundenen Augen bzw. Augenmasken im Stuhlkreis. Frau Pascoe setzte sich zu ihnen und machte ganz bewusst Geräusche mit verschie-denen Gegenständen. Rasch merkten die Kinder, dass sie sich nun mit verbundenen Augen wesentlich mehr auf ihr Gehör konzentrierten als dies gewöhnlich der Fall ist. Auch ein Gefühl der Unsicherheit machte sich bei den Buben und Mädchen breit: Was passiert rund um sie? Welche Geräusche sind es, die sie nun nicht eindeutig erkennen können? So äußerten die Kinder große Erleichterung, als sie endlich ihre Augenbinden abnehmen und wieder ihr gewohntes Umfeld sehend wahrnehmen konnten.

Im Anschluss zeigte Henriette Pascoe den Mädchen und Buben eindrucksvoll verschiedene Hilfsmittel wie z.B. eine sprechende Uhr, Blindenschriftzeichen, den Blindenstock und Einiges mehr. Besonders beeindruckt waren die Kinder vom „Mensch-ärgere dich-nicht“-Spiel für Blinde. Auch durften sie auf einer Tastkarte Bilder und im Anschluss Cent- und Eurostücke erfühlen. Die große Bedeutung des Tastsinns für Blinde wurde den Kindern sehr anschaulich bewusst.

Besonders wichtig sei es für  blinde Menschen, selbst Dinge des Alltages erledigen zu können,  wie Frau Pascoe den Drittklasskindern deutlich machte. Eine blinde Person möchte lernen, viele Dinge selbst zu tun.

Schließlich erklärte Frau Pascoe noch den Umgang mit dem Blindenstock. Die Stockspitze wird in einer Pendelbewegung von links nach rechts und zurück bewegt. Dabei bleibt sie immer am Boden. Damit kann die blinde Person fühlen, ob sich etwas im Weg befindet, ob es Stufen nach oben oder unten gibt oder ob die Stelle, die passiert wird, etwas enger ist. Auch können verschiedene Bodenbeläge und -beschaffenheiten am Klang des Stockes unterschieden werden.

Zuletzt gab Frau Pascoe wertvolle  Tipps, wie Blinden in bestimmten Situationen Hilfe angeboten werden könne. Der blinde Mensch fühle sich sicher, wenn er sich am Oberarm des anderen einhalten könne und der Sehende vorausgehe. Auf keinen Fall möchte er aber geschoben oder gezogen werden.

Viel zu schnell gingen die zwei Schulstunden mit Frau Pascoe vorbei und die Kinder hörten ihren Erzählungen gebannt zu und löcherten sie mit vielen Fragen. Um wertvolle Erfahrungen reicher verabschiedeten sich die Mädchen und Buben am Ende rührig und hoffen, Frau Pascoe irgendwann wieder zu sehen.

Bericht und Fotos: Barbara Angerer